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CamenzindCamenzind - Basler Zeitung vom 17. März 2017

Wohnkultur mit rätselhaften Waldansichten am Auberg

Wo früher ein Fotoatelier war, ist jetzt temporär Kunst zu sehen

Von Annette Hoffmann

Hier wurde Stadtgeschichte entwickelt, und zwar im wörtlichen Sinne. Wer historische Aufnahmen von Basel sieht, kann mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass sie von der Fotografenfamilie Höflinger stammen. 1857 liessen sich die Höflingers am Rheinknie nieder, 1910 zügelte das Atelier an den Auberg 8. Das Geschäft muss gut gelaufen sein, es war eine repräsentative Adresse.

Doch die Zeiten ändern sich. Das Gebäude, das 1879 entstand, wurde nun durch das Basler Büro Forsberg Architekten renoviert und umgebaut. Als «Rarität» bezeichnet Magnus Forsberg das Haus mit der klassizistischen Fassade.

Nicht alles konnte erhalten werden. Aus dem Familienhaus wurden zwei moderne, grosszügige Wohnungen, etwas von der damaligen Wohnkultur hat sich dennoch im Salon in der Beletage mit der bemalten Stuckdecke, dem Kronleuchter und dem antiken Kachelofen bewahrt. Noch lässt sich hier ein Blick auf Stadtgeschichte werfen.

Patina zieht ein

Bis das Haus neue Bewohner gefunden hat, gibt es jetzt über vier Stockwerke Kunst zu sehen. Für Forsberg Architekten ist es eine clevere Marketingaktion, für Tres Camenzind und Tania Camenzind eine willkommene Gelegenheit, auszustellen.

Sie zeigen ältere Arbeiten, auf die Räume einzugehen, war nicht möglich. Mit Tania Camenzinds Werkgruppe «handsam gangbar» zieht in die Räume etwas ein, mit dem das Zürcher Künstlerpaar, das nicht verheiratet ist, sondern zufällig denselben Nachnamen trägt, vor Ort nicht arbeiten könnte: Patina.

Nahe an der Malerei

Tania Camenzind hat für diese Serie den aus dem 19. Jahrhundert stammenden Dielenboden ihres früheren Ateliers verwendet, ihn bemalt und mit Fundstücken versehen. Den eigentlichen Schwerpunkt bilden Fotos, die mitunter als Gemeinschaftsarbeit entstanden sind und als Referenz an die frühere Nutzung des Hauses gesehen werden können.

Tres Camenzind, der seit 1991 in Zürich als selbstständiger Fotograf arbeitet, führt seine freien Arbeiten durch Mehrfachbelichtungen nah an die Malerei. Auf diese Weise sind rätselhafte Waldansichten entstanden und Aufnahmen von Menschen in Grossstädten, die etwas von der dort herrschenden Dynamik vermitteln.


Ausstellung: «Camenzind Camenzind zu Gast im Auberg 8». Sa und So, 18./19. März, sowie Sa und So, 25./26. März, jeweils 14 bis 18 Uhr. 


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